Den Vogel erschossen – tschüss X

Es waren dies (bis letzten Herbst) eine Reihe schöner Jahre seit 2009, die jetzt zuende gehen. Im Folgen spreche ich über meine persönliche Social Media-Kommunikation, nicht über die in meinem beruflichen Umfeld. Ich begründe darin, warum ich nun nach etwa 15 Jahren meinen persönlichen X-Account (zuvor: Twitter) lösche.

Foto: Teltowkanal am Tempelhofer Hafen in Berlin bei Sonnenaufgang
Foto: Teltowkanal am Tempelhofer Hafen in Berlin bei Sonnenaufgang

Am 6.11.2022 legte ich meinen Account still. Aber das reicht nicht. Die Plattform ist so toxisch und demokratiegefährdend geworden, dass ich die Existenz des Accounts nicht mehr rechtfertigen kann. Ich möchte die schnelle Entwicklung dahin in den 11 Monaten seit der (damals noch) Twitter-Übernahme durch Elon Musk hier nochmal zusammenfassen. Es wird immer deutlicher, dass Elon Musk nie vorhatte, den Dienst als globalen Chat weiter zu betreiben. Seine Funktion als gesellschaftliche Kommunikationsinfrastruktur hat die Plattform durch die massiven Änderungen der vergangenen Monaten bereits eingebüßt.

Auch zur Erinnerung an uns selbst, dass vom alten Dienst und der alten Community der Jahre 2009 bis 2022 nicht mehr viel übriggeblieben ist, sollten wir wirklich nicht mehr von „Twitter“ sprechen.

Quelle

Was war passiert?

  • Herbst 2022: „Let that sink in“ – Elon Musk spaziert nach der Akquise mit einem Waschbecken ins Twitter-Hauptquartier. Von den Massenentlassungen bei Twitter (6.000 von 8.000 Personen) sind insbesondere Moderationsteams betroffen, die zuvor noch Falschnachrichten und Hassrede entfernt hatten.
  • Dezember 2022: Bezahlprogramm „Twitter Blue“ (später: „X Premium“) gestartet. Damit wurde den meisten Organisationen, die eine blauen Haken hatten („legacy verified“) der Haken entzogen. Später wurde Bezahlaccounts Sonderrechte und höhere Sichtbarkeit eingeräumt. Für Organisationen soll der Bezahldienst 1.130 Euro pro Monat netto kosten.
  • Dezember 2022: Mein berufliches Baby als Antwort auf den Musk-Kauf geht live: Helmholtz launcht Mastodon-Server für institutionelle Accounts der Gemeinschaft.
  • Januar 2023: Abschalten der 3rd party apps, die bislang noch einen chronologischen Feed ohne Werbeeinblendungen ermöglicht hatten.
  • Februar 2023: Abklemmen der kostenlosen Twitter-Programmierschnittstelle („API“). Das kleine Paket für die Analysemöglichkeit (Zugriff auf 3% der Postings) liegt bei 42.000 US-$ pro Monat. Jahrelange kommunikationswissenschaftliche Forschung mit Voll-Zugriff wird damit ersatzlos unmöglich gemacht. (Quelle)
  • Februar 2023: Twitter zahlt keine Büromiete und Serverkosten mehr bei Amazon Web Services. Technische Ausfälle häufen sich. (Quelle)
  • März 2023: Meta nutzt die Schwäche von Twitter und kündigt den Konkurrenten Threads an. (Quelle) Twitter-beantwortet alle Mails an die Pressestelle-Mailadresse per Autoresponder mit einem Kackehaufen-Emoji. So geht man in einer Demokratie nicht mit der vierten Gewalt um.
  • März 2023: Twitter verschiebt die bisherige „Timeline“ (= Tweets meiner Follows plus gelegentliche Einstreuungen von Werbung und Algorithmus) auf einen zweiten Tab. Neue Home-Ansicht ist die ausschließlich algorithmisch gesteuerte „For you“-Page, in die man als Contentanbieter eigentlich nur noch mit sponsored Content hinein kommt. Tweetdeck wird als bislang mächtigstes Kommunikationsmanagement-Tool weitestgehend beschnitten und wandert im Juli 2023 komplett hinter die Paywall.
  • April 2023: Twitter kennzeichnet NPR und PBS als „government controlled“ und „state funded“. Erstes deutsches Medium (Verlagsgruppe Rhein-Main) verlässt Twitter. Twitter Inc. umbenannt in X Inc.
  • April 2023: Bei der Offenlegung des Twitter-Algorithmus‘ werden Code-Teile öffentlich bekannt, die eine algorithmische Bevorzugung der Tweets des persönlichen Accounts von Elon Musk um den Faktor 1000 beinhalten.

  • Mai 2023: Elon Musk teilt antisemitische Verschwörungserzählungen bezüglich George Soros. Berufliche Empfehlung für ein Twitter-Moratorium aus Brand Safety-Gründen.
  • Mai 2023: Laut Untersuchungen ist Twitter im englischsprachigen Raum zu einem politischen rechtsaußen-Netzwerk geworden. (Quelle) Twitter tritt aus europäischem Pakt gegen Desinformation aus. (Quelle)
  • Juni 2023: Eine Auswertung von über einer Milliarde deutschsprachiger Tweets aus den letzten Monaten vor und nach der Musk-Übernahme zeigt eine statistisch signifikante Änderung der Inhalte weg von einem zuvor breiteren Diskurs hin zu rechtsextremen Inhalten, Verschwörungserzählungen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit mit viel mehr Hassrede. Twitter ist auch im deutschsprachigen Raum zunehmend zu einer Nazi- und Trollmaschine geworden. (Quelle)

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  • Juli 2023: Am ersten Juli-Wochenende kam es zu massiven technischen Ausfällen. Adhoc-Einführung von Lese-Limits von 600 Tweets/Tag für nichtzahlende Accounts; 6000 für Bezahlaccounts. Dies mache Journalist:innen Recherchen im Rahmen von Nachrichtenlagen unmöglich, so Expert:innen. Temporär werden Tweets nichteingeloggten Usern gar nicht mehr angezeigt.
  • Juli 2023: Umbenennung zu X. Musk fordert Meta-CEO und Threads-Betreiber Mark Zuckerberg zu einem Cage-Fight heraus, am 10. Juli 2023 ergänzt er: „I propose a literal dick measuring contest 📏“
  • August 2023: Nature-Studie: Forscher:innen ziehen sich von Twitter zurück; 46% der kommunizierenden Forschenden sind lauf Umfrage bereits zu anderen Diensten gewechselt. (Quelle) X baut temporär beim Aufrufen von Links zu liberalen Medien wie NYT und Konkurrenzdiensten technische Ladeverzögerungen von zweieinhalb Sekunden ein. (Quelle)
  • September 2023: Elon Musk macht jüdische Organisation für Einnahmeverluste verantwortlich. (Quelle) Bei einer Vergleichsanalyse zur Bekämpfung von Klima-Desinformationen schneidet X am schlechtesten ab. (Quelle)
  • Am 26.09.2023 wurde ein EU-Bericht (Newsguard) zu Missinformation in Social Media veröffentlicht. Fazit: Bei X ist es am schlimmsten. (Quelle) EU-Kommissarin Věra Jourová sagte bei der Vorstellung in Bezug auf X: „The Russian state has engaged in the war of ideas to pollute our information space with half truth and lies to create a false image that democracy is no better than autocracy“ … und weiter: „disinformation actors were found to have significantly more followers than their non-disinformation counterparts and tend to have joined the platform more recently than non-disinformation users.

Und nun?

Die Umbenennung hin zu X zeigt: Wer eine so starke Marke aufgibt, hat nicht vor, den Dienst als Kommunikationsplattform zu erhalten. Die monatelange Aufmerksamkeitshype-Welle im Trumpschen Ausmaß („flood the zone with shit“) zeigt, dass die 44 Mrd-Dollar-Investition nur dem Aufbau der Musk‘schen Vision der „everything app“ dient. Das belegen Vorbereitungen, Bezahl-, Anruf- und Videochat-Funktionalitäten in der X-App zu ergänzen. Es ging dabei nie um unsere aktive Twitter-Community. Es gibt kein Twitter mehr. Wir sollten nicht so tun, als sei daran festzuhalten, unsererseits dasselbe Verhalten wie vor einem Jahr. X wird mittelfristig kein Kommunikationsdienst bleiben.

Gleichzeitig machen verschiedene User ganz unterschiedliche Erfahrungen bezüglich einer Veränderung der Reichweite und Interaktion auf Twitter. Manche erreichen dort zwar weniger, aber noch ausreichend viele User. Andere berichteten, dass die Reichweite auf X weitestgehend weg sei. Ich sehe ein massives Verstummen progressiver Stimmen z.B. im Klima-Diskurs (vgl. Reaktionen auf aktuellen Tweet von KIT-Forscher Christian Scharun) und eine überwiegende Reaktionen durch wissenschaftsfeindliche, rechtsextreme und Verschwörungsaccounts. Hier erscheint eine faktenorientierte Gegenrede als reine Zeitverschwendung beschränkter Personalressourcen. Es ist ein bisschen so, als würden wir versuchen, die Welt durch Leserbriefe im „Stürmer“ zu retten, sagte mir ein geschichtsbewusster Forscher kürzlich.

Eine kommentarlose Weiternutzung dieses neuen Dienstes X, der kaum noch etwas gegen Hassrede, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rassismus, Wissenschaftsfeindlichkeit und Falschmeldungen tut, wäre auch eine aktive Entscheidung und eine Botschaft auf der kommunikativen Metaebene.

Meine Folgerung daraus ist, dass ich meinen X-Account zum 01.10.2023 lösche. Ich habe mir ein Archiv meiner alten Tweets runter geladen und danach alle Tweets als gelöscht markiert. Es mag schade erscheinen um 4.100 gesammelte Follower, aber die Reichweite einzelner Postings lag zuletzt eh nur noch im mittleren dreistelligen Bereich. Das einzige, worum es echt schade ist und was ich nicht exportieren konnte, ist meine über Jahre hinweg äußerst liebevoll gepflegte Blockliste mit 3083 stummgeschalteten (Werbe-)Accounts und 1415 blockierten Konten.

Aber die Reichweite

Mit unseren Inhalten auf X unterstützen wir auch einen Dienst, der gerade immer mehr demokratiegefährdende Merkmale einer Diskursplattform entwickelt. Wir sind Zeitzeugen dieser Entwicklung in den vergangenen 11 Monaten. Auf einer neuen Plattform mit solchen Eigenschaften würden wir uns heute nicht neu registrieren. Unter dieser Vorbemerkung sollten wir auch über Reichweite-Argumente nachdenken.

Einige erzielen weiterhin noch Reichweite auf X. Angesichts von bis zu 15 Jahren gesammelter Followings mit teilweise uralten Karteileichen-Accounts müssen wir Alt-Account-Betreibenden uns aber auch ehrlich machen: X ist ein Scheinriese, wenn man nur auf die Followerzahlen guckt. Und Alternativen wie Mastodon erzielen bereits jetzt bei einigen Akteur:innen bessere Interaktionsraten. Die Tagesschau ist nach vier Monaten zufrieden mit Ihrem Mastodon-Start: „Gutes Wachstum. Besseres Klima als auf X, eher Auenland als Mordor. Mehr Interaktionen pro Post, Conversion/Klicks in Relation 4x so gut.“ (Quelle)

Alternativen

In meinem Essay zur Open Social Infrastructure habe ich 2018 versucht zu begründen, warum wir den oben für den Dienst X beschriebenen Problemen wohl nur mittels dezentraler Kommunikationsinfrastrukturen entkommen können. Wir können und sollten gleichwohl neue zentrale Dienste wie Threads von Meta bzw. halboffene Systeme wie Bluesky mit beobachten, die Alternativen darstellen können. Einen positiven gesellschaftlichen Diskurs auch zum Thema Wissenschaft voranzutreiben, lohnt sich aber nach meiner Analyse insbesondere auf dezentralen (Fediverse-) Diensten wie Mastodon. Es existieren bereits zahlreiche Mastodon-Server. Wissenschaftler:innen können z.B. auf die Mastodon-Instanz fediscience.org einen Account einrichten, hier gibt es schon mehr als 2.000 Profile. Lasst uns da weiter machen!

Too long; didn’t read

TL;DR: Twitter ist tot. Wir hatten ein paar gute Jahre dort. Unsere ehemals interessierte Twitter-Community ist größtenteils nicht mehr bei X. X wird umgebaut zu etwas, das kein globaler Chat mehr sein wird. Ein „weiter so“ auf X bedroht die Brand Safety von Marken. Es gibt gute, allerdings noch reichweitenärmere Alternativen. Für mich ist Mastodon ein guter Ersatz.

Quelle

Further viewing/listening/reading: ZDF Magazin royale vom 2.06.2023 und zum Hören „den Vogel abgeschossen“-Podcast (6 Teile). Wenn man nur einen Text zum Thema lesen will, dann diesen. Props und starke Podcast-Hörempfehlung: Haken dran. Danke Dennis, danke Gavin für die Trauerarbeitsbegleitung!

Updates 19.10.2023: Ergänzung weiterer bemerkenswerter Quellen: SMC-Media-Briefing zum Twitter-Exodus vom 17.10.2023

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Quelle: Denkangebot-Podcast

Wie persönlich dürfen und sollen Forschende auf Social Media kommunizieren?

Anfang Oktober 2022 gibt es wieder das Forum Wissenschaftskommunikation von Wissenschaft im Dialog! Ein Thema liegt mir nach zweieinhalb Jahren Pandemie-WissKomm besonders am Herzen: Wie persönlich dürfen und sollen Forschende auf Social Media kommunizieren? Ich freue mich, dass meine Einreichung eine Panel-Diskussionsrunde hierzu vom Programmkommitee akzeptiert wurde. Noch viel cooler ist, dass meine drei Wunsch-Expertinnen aus den Bereichen Forschung, WissKomm-Forschung und Wissenschaftsjournalismus zugesagt haben!

FWK22-Session
FWK22-Session

Das diskutieren an Tag 2 des Forums: Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann, WissKomm-Forscherin und Twitter-Queen Prof. Dr. Claudia Frick sowie WDR-Quarks-Redakteurin Andrea Wille. Ich werde moderieren und bitte schon jetzt um viele Fragen und Beteiligung des Publikums vor Ort!

Ob @Astro_Alex oder @BrinkmannLab – Wissenschaftsorganisationen freuen sich über direkt kommunizierende Forschende als Themen- und Marken-Botschafter*innen. Doch sind diese Social-Media-Kanäle eigentlich rein beruflich oder auch privat? Wie persönlich dürfen sie sein? In dieser Session diskutieren Menschen aus der Praxis und der Forschung über diese Fragen und gleichen die Erwartungshaltungen von Forschenden, Wissenschaftsorganisationen und Journalist*innen ab.

Ick freu mir! Hier geht es zum Programm und zur Anmeldung für das FWK22.

Update November 2022: Hier das Video der Session:

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Video: Wissenschaft im Dialog

Rückblick auf vergangene FWK-Sessions

Seit 2010 nehme ich regelmäßig am Forum Wissenschaftskommunikation teil. Bis auf meine beiden Elternzeit-Jahre 2014 und 2016 hatte ich auch in jedem Jahr einen Vortrag bzw. eine Panel-Beteiligung oder einen Workshop. Hier eine kurze Übersicht meiner zehn aktiven FWK-Teilnahmen:

2010 – 3. FWK in Mannheim: Vortrag (zusammen mit Marco Trovatello): „Feedback erwünscht – die 2.0-Kommunikation des DLR“ (FWK-Dokumentation, Seite 17)

2011 – 4. FWK in Köln: Einreichung und Moderation Panel „Web 2.0 in der Wissenschaftskommunikation“ (FWK-Dokumentation, Seite 28)

2012 – 5. FWK in Dresden: Vortrag „Science Social: Sharing, Tweetups und Podcasts“ (Bullshit-Bingo, FWK-Dokumentation, Seite 59)

2013 – 6. FWK in Karlsruhe: Workshop-Leitung „Meme für die Wissenschaft“ und Panel-Teilnahnme „Meins, meins, meins. Oder doch unseres? Themen wirksam besetzen.“ (FWK-Dokumentation, Seite 40 und 45)

2015 – 8. FWK in Nürnberg: Workshop-Leitung zusammen mit Katja Machill „Was können wir von guten US-Wissenschaftskanälen auf Youtube lernen?“ und Panel-Teilnahme „New Science on the Blog? Internationale Herausforderungen für wissenschaftliche Blogs“ (FWK-Dokumentation, Seite 24 und 33)

2017 – 10. FWK in Braunschweig: Einreichung Podcast-Panel zusammen mit Melanie Bartos und Daniel Meßner „Endlich hört mir jemand zu! Wie man Forschende und Zuhörende mit Podcasts glücklich macht“ sowie Workshop-Leitung zusammen mit Conny Lossau und Michael Sonnabend „Best und Worst Practice bei Twitter – ein Erfahrungsaustausch“ mit Video-Interview (Foto 1 und Foto 2, FWK-Dokumentation, Seite 12 und 79)

2018 – 11. FWK in Bonn: Einreichung und Moderation Panel-Diskussion „Dezentral gehostet: Social Media abseits der Plattformen sowie Workshop-Leitung mit Rebecca Winkels und Jens Kube: „Sie wollen was mit Social Media machen? Wir beraten Sie: Twitter, Instagram, WhatsApp et. al.“ (FWK-Dokumentation, Seite 18 und 52)

2019 – 12. FWK in Essen: Vortrag im Rahmen der fuck up session: „Meine Social-Media-Fuckups bei #Scientists4Future“ (FWK-Dokumentation, Seite 38)

2020 – 13. FWK digital: Workshop-Leitung digitales Worldcafé „Social Media-Kommunikation der Scientists for Future“ sowie Panel-Teilnahme „Live-Podcasting: Abmischen, Einmischen, Vermischen“ (FWK-Abstracts, Seite 9 und 12)

2021 – 14. FWK digital: Projektvorstellung „Audio-Chats mit Twitter Spaces und Cloubhouse – Interaktive Live-Reportagen aus der Raumfahrt und Expert*innen-Q&As“ und Panel-Teilanhme „Storytelling in der Wissenschaftskommunikation“ (FWK-Abstracts, Seite 5 und 17) sowie FWK-Abendprogramm auf Twitch zusammen mit Claudia Frick und Lambert Heller: „WissKomm-Schnack beim Forschungsstrom

Audiochats mit TwitterSpaces und Clubhouse - Grafic Recording der Projektvorstellung vom FWK21. Bild: Lorna Schütte für WiD.
Audiochats mit TwitterSpaces und Clubhouse – Grafic Recording der Projektvorstellung vom Forum Wissenschaftskommunikation 2021. Bild: Lorna Schütte für WiD.

2022 – 15. FWK (hoffentlich) in Hannover: „Wie persönlich dürfen und sollen Forschende auf Social Media kommunizieren?“ (siehe oben)

Mastodon

Wissenschaftscomic als Kommunikationsgenre

Sieben Jahre lang war ich Initiator, Projektleiter und Redakteur für den Helmholtz-Wissenschaftscomic „Klar soweit?“ verantwortlich. Der monatliche Webcomic, den Illustratorin Veronika Mischitz umgesetzt hat, war eines meiner Lieblingsprojekte in den vergangenen Jahren. Mit Ausgabe 80 geht er nun leider in den Ruhestand. Im Augenspiegel-Blog habe ich einen Werkstatt-Bericht als Rückblick auf den Comic geschrieben. Was ich in dem Rückblick noch vergessen habe: Wie wir mit dem preisgekrönten Comic mal in einer RTL-Show von Mario Barth gelandet waren…

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Die letzte Ausgabe befasste sich im Dezember 2021 mit der Wirkweise der mRNA-Impfung gegen Covid-19.

Klar Soweit? No.80 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0
Klar Soweit? No.80/1 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0
Klar Soweit? No.80 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0
Klar Soweit? No.80/2 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0
Klar Soweit? No.80 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0
Klar Soweit? No.80/3 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0

Quelle: Klar Soweit? No.80 | Bild: Véro Mischitz | Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 4.0

As Science Always Predicted: Klimakrise auf der Re:Publica 2020

In der Eröffnungssession der Re:Publica 2020 ging es um die Klimaforschung. Im Panel „As Science Always Predicted: Klimakrise und nun?“ sprach ich mit den Forscherinnen Friederike Otto von der University of Oxford, Maja Göpel vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und Daniela Jacob vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG). Es hat mir großen Spaß gemacht, mal wieder aktiv bei der Re:Publica dabei zu sein – auch wenn es während des Livestreams im TV-Studio vor dem Greenscreen dann doch recht einsam war. Danke nochmal an die drei Diskutantinnen des Panels Fredi, Maja und Daniela und an die Re:Publica dafür, das Thema Klima trotz der aktuellen Corona-Phase so prominent platziert zu haben!

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Video: re:publica, CC-BY-SA 4.0

Im Anschluss an die Liveübertragung gab es dann noch eine kurze Q&A-Runde im so genannten „Deep dive“, bei dem Daniela Jacob noch mit interessierten Zuschauer*innen diskutierte:

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Video: re:publica, CC-BY-SA 4.0

Auf der (Präsenz)-Re:Publica 2013 hatte ich zuvor ein Diskussionspanel über Teilchenphysik moderiert, nachdem ein Jahr zuvor das Higgs-Teilchen entdeckt worden war.

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Video: re:publica, CC-BY-SA 3.0

Open Social Infrastructure

Sascha Lobo hat im Debatten-Podcast von Spiegel-Online auf meinen Vorschlag für eine „Open Social Infrastructure“ reagiert. Ich hatte im März 2018 bei Wissenschaftskommunikation.de die Idee einer öffentlich-rechtlichen Struktur angerissen, wie wir als Gesellschaft nichtkommerzielle, digitale Diskursräume anbieten können, ohne diese dann hoffentlich wirklich sozialen Netzwerke den kapitalistischen Gewinnerzielungsinteressen und den damit verbundenen negativen Folgen von Algorithmen, Werbung und interessengesteuerter Kommunikation zu unterwerfen. Aber hört selbst:

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Quelle: Debatten-Podcast.

2007 hat angerufen …

Am vergangenen Wochenende hatte ich einen eigenartigen Traum. Und der ging so:

Das Satiremagazin „Der Postillon“ hatte vier Spezialexperten zu einem Einigkeitsgespräch eingeladen. Mit dabei: Der Wissenschaftsautor Florian Freistetter für die Blogosphäre, Astronom Markus Pössel für die Wissenschaft, Franz 0ssing für die Wissenschaftskommunikation,  Alexander Gerber für die Wissenschaftskommunikationsforschung und Ex-GEO-Journalist Jens Rehländer für den Wissenschaftsjournalismus. Thema war das Spannungsverhältnis zwischen der Wissenschaft, der Öffentlichkeitsarbeit von Forschungsinstituten, dem Journalismus sowie der Gesellschaft. Und das Gespräch hatte es echt in sich… hier einige Ausschnitte:

Der Postillon: Seit Jahrzehnten finanzieren Rundfunkbeiträge den öffentlich-rechtlichen Wissenschaftsjournalismus. Hat es sich gelohnt?

Rehländer:  Manche mag jetzt denken: „Quarks & Co. ist reine Geldverschwendung. Es ist offenbar nur dazu da, Leuten eine Arbeitsstelle und eine Pension zu geben, die nichts anderes können, als Wissenschaft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so zu machen, dass niemand davon Kenntnis nimmt.“ Aber das wäre viel zu simpel gedacht.

Der Postillon: Kritiker sagen, die vielen wissenschaftsjournalistische Formate seien alle vergeblich.

0ssing: Quatsch. Die Kritiker sollten sich schämen.

Der Postillon: Immerhin gibt es ja jetzt auch diese Wissenschaftsblogger, was ist da passiert?

Freistetter: Die klassischen Medien müssen sich zunehmend rechtfertigen. Da ist ein ganz mächtiges System entstanden, das die Leser an Werbetreibende verkauft. Doch die Gatekeeper-Funktion verschiebt sich durch den Medienwandel immer mehr hin zu den unbezahlten Kuratoren.

Gerber: Ich mache einen radikalen Vorschlag: Die Gelder, die bisher für „Wissenschaft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“  ausgegeben wurden, sollten zur Hälfte in eine Stiftung oder einen Fonds fließen, der unabhängige Wissenschaftsblogger und -podcaster fördert. Das ist doch auch eine kulturelle Leistung, die da erbracht wird. Und das ganz ohne Depublikationspflicht.

Pössel: Als bloggender Wissenschaftler könnte ich mir das schon vorstellen. Aber wir müssen die Kirche auch im Dorf lassen: Das Vermitteln von Wissenschaft ist schließlich nicht intellektuell anspruchsvoller als das Betreiben von Wissenschaft selbst.

Der Postillon: Stimmt es denn, dass Blogger den Wissenschaftsjournalismus ablösen werden?

Rehländer: Nein.

Freistetter: Nein. [Schlägt die Handinnenfläche vor die Stirn.]

Pössel: Nein. [Verdreht die Augen.]

Der Postillon: Kritische Nachfrage: Aber das hört man doch immer wieder!

0ssing: [Beißt in den Tisch.]

Gerber: Könnten wir diese 2007er-Diskussion wieder einmotten und uns der Zukunft oder wenigstens der Gegenwart zuwenden?

Der Postillon: Na gut. Wie sieht es denn mit der Öffentlichkeitsarbeit der Wissenschaftsorganisationen aus. Müssen die jetzt wirklich alle twittern?

Rehländer: Mancher mag denken: Die Euphorie, künftig alle medialen Kanäle selbst bedienen zu können, wäre totaler Humbug. Doch die Wissenschaft muss die Sozialen Netzwerke und Web 2.0-Trends nutzen, um mit der Gesellschaft und gerade mit dem Nachwuchs im Diskurs zu bleiben. Das ist allein schon eine Frage der Transparenz: Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, mit den Unis und Forschungsinstituten darüber zu diskutieren, warum die öffentlichen Mittel wofür ausgewählt werden. Und so wie man in den 90ern eine Webseite aufgesetzt hat, weil Menschen in diesem Medium kommunizieren, so macht man das nun mit Social Media.

Freistetter: Man stelle sich nur mal vor, die steuerfinanzierte Wissenschaft würde sich kommunikativ so zurückziehen, dass ich als Bürger auf Facebook keine Rückfragen mehr stellen oder etwas in einem Blog-Kommentar kritisieren könnte. Und Herr 0ssing würde nur mit Leuten reden, die einen Presseausweis haben? So ein Quatsch.

Der Postillon: Aber da sind die Journalisten als professionelle Vermittler dann vollkommen außen vor?

0ssing: Nein. Wir brauchen auch weiterhin einen starken und kritischen Wissenschaftsjournalismus in Deutschland. Deshalb unterstützen wir doch Organisationen und Konferenzen in diesem Bereich, bieten Volontariate an und ermöglichen journalistische Recherchen. Niemand hat die Idee, man müsse die „bösen kritischen Journalisten, die sowieso immer nur falsch berichten“ umgehen. Uns geht es um einen ehrlichen Diskurs rund um die Wissenschaft mit der Gesellschaft – und dafür brauchen wir die Journalisten genauso wie die Blogger.

Soweit die Ausschnitte aus dem Gespräch. In meinem Traum meldeten sich natürlich sofort einige Kritiker ausführlich mit Blogbeiträgen zu Wort:

Daneben meldete sich natürlich auch das unvermeidbar plappernde Volk auf Twitter zu Wort.

Dann erwachte ich aus dem Traum: Sonntagmorgen, der 15. Februar 2015. Puh!!! Alles nur geträumt! Ein Glück! Gut, dass wir nicht schon wieder so eine rückwärts gewandte Wisskomm-Diskussion mit schwarz-weiß / gut-Böse / Journalist-Blogger / Wissenschaftler/PR-Heini und gute Medien/böse Social Media-Schubladen haben. Dann können wir uns ja mal Gedanken machen, wie wir den gesellschaftlichen Diskurs rund um die Wissenschaft konstruktiv nach vorne bringen können!

Offenlegung: Ich bin Betroffener. Dieser Beitrag ist ausgedacht und Satire und mein privater Mist.