Den Vogel erschossen – tschüss X

Es waren dies (bis letzten Herbst) eine Reihe schöner Jahre seit 2009, die jetzt zuende gehen. Im Folgen spreche ich über meine persönliche Social Media-Kommunikation, nicht über die in meinem beruflichen Umfeld. Ich begründe darin, warum ich nun nach etwa 15 Jahren meinen persönlichen X-Account (zuvor: Twitter) lösche.

Foto: Teltowkanal am Tempelhofer Hafen in Berlin bei Sonnenaufgang
Foto: Teltowkanal am Tempelhofer Hafen in Berlin bei Sonnenaufgang

Am 6.11.2022 legte ich meinen Account still. Aber das reicht nicht. Die Plattform ist so toxisch und demokratiegefährdend geworden, dass ich die Existenz des Accounts nicht mehr rechtfertigen kann. Ich möchte die schnelle Entwicklung dahin in den 11 Monaten seit der (damals noch) Twitter-Übernahme durch Elon Musk hier nochmal zusammenfassen. Es wird immer deutlicher, dass Elon Musk nie vorhatte, den Dienst als globalen Chat weiter zu betreiben. Seine Funktion als gesellschaftliche Kommunikationsinfrastruktur hat die Plattform durch die massiven Änderungen der vergangenen Monaten bereits eingebüßt.

Auch zur Erinnerung an uns selbst, dass vom alten Dienst und der alten Community der Jahre 2009 bis 2022 nicht mehr viel übriggeblieben ist, sollten wir wirklich nicht mehr von „Twitter“ sprechen.

Quelle

Was war passiert?

  • Herbst 2022: „Let that sink in“ – Elon Musk spaziert nach der Akquise mit einem Waschbecken ins Twitter-Hauptquartier. Von den Massenentlassungen bei Twitter (6.000 von 8.000 Personen) sind insbesondere Moderationsteams betroffen, die zuvor noch Falschnachrichten und Hassrede entfernt hatten.
  • Dezember 2022: Bezahlprogramm „Twitter Blue“ (später: „X Premium“) gestartet. Damit wurde den meisten Organisationen, die eine blauen Haken hatten („legacy verified“) der Haken entzogen. Später wurde Bezahlaccounts Sonderrechte und höhere Sichtbarkeit eingeräumt. Für Organisationen soll der Bezahldienst 1.130 Euro pro Monat netto kosten.
  • Dezember 2022: Mein berufliches Baby als Antwort auf den Musk-Kauf geht live: Helmholtz launcht Mastodon-Server für institutionelle Accounts der Gemeinschaft.
  • Januar 2023: Abschalten der 3rd party apps, die bislang noch einen chronologischen Feed ohne Werbeeinblendungen ermöglicht hatten.
  • Februar 2023: Abklemmen der kostenlosen Twitter-Programmierschnittstelle („API“). Das kleine Paket für die Analysemöglichkeit (Zugriff auf 3% der Postings) liegt bei 42.000 US-$ pro Monat. Jahrelange kommunikationswissenschaftliche Forschung mit Voll-Zugriff wird damit ersatzlos unmöglich gemacht. (Quelle)
  • Februar 2023: Twitter zahlt keine Büromiete und Serverkosten mehr bei Amazon Web Services. Technische Ausfälle häufen sich. (Quelle)
  • März 2023: Meta nutzt die Schwäche von Twitter und kündigt den Konkurrenten Threads an. (Quelle) Twitter-beantwortet alle Mails an die Pressestelle-Mailadresse per Autoresponder mit einem Kackehaufen-Emoji. So geht man in einer Demokratie nicht mit der vierten Gewalt um.
  • März 2023: Twitter verschiebt die bisherige „Timeline“ (= Tweets meiner Follows plus gelegentliche Einstreuungen von Werbung und Algorithmus) auf einen zweiten Tab. Neue Home-Ansicht ist die ausschließlich algorithmisch gesteuerte „For you“-Page, in die man als Contentanbieter eigentlich nur noch mit sponsored Content hinein kommt. Tweetdeck wird als bislang mächtigstes Kommunikationsmanagement-Tool weitestgehend beschnitten und wandert im Juli 2023 komplett hinter die Paywall.
  • April 2023: Twitter kennzeichnet NPR und PBS als „government controlled“ und „state funded“. Erstes deutsches Medium (Verlagsgruppe Rhein-Main) verlässt Twitter. Twitter Inc. umbenannt in X Inc.
  • April 2023: Bei der Offenlegung des Twitter-Algorithmus‘ werden Code-Teile öffentlich bekannt, die eine algorithmische Bevorzugung der Tweets des persönlichen Accounts von Elon Musk um den Faktor 1000 beinhalten.

  • Mai 2023: Elon Musk teilt antisemitische Verschwörungserzählungen bezüglich George Soros. Berufliche Empfehlung für ein Twitter-Moratorium aus Brand Safety-Gründen.
  • Mai 2023: Laut Untersuchungen ist Twitter im englischsprachigen Raum zu einem politischen rechtsaußen-Netzwerk geworden. (Quelle) Twitter tritt aus europäischem Pakt gegen Desinformation aus. (Quelle)
  • Juni 2023: Eine Auswertung von über einer Milliarde deutschsprachiger Tweets aus den letzten Monaten vor und nach der Musk-Übernahme zeigt eine statistisch signifikante Änderung der Inhalte weg von einem zuvor breiteren Diskurs hin zu rechtsextremen Inhalten, Verschwörungserzählungen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit mit viel mehr Hassrede. Twitter ist auch im deutschsprachigen Raum zunehmend zu einer Nazi- und Trollmaschine geworden. (Quelle)

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  • Juli 2023: Am ersten Juli-Wochenende kam es zu massiven technischen Ausfällen. Adhoc-Einführung von Lese-Limits von 600 Tweets/Tag für nichtzahlende Accounts; 6000 für Bezahlaccounts. Dies mache Journalist:innen Recherchen im Rahmen von Nachrichtenlagen unmöglich, so Expert:innen. Temporär werden Tweets nichteingeloggten Usern gar nicht mehr angezeigt.
  • Juli 2023: Umbenennung zu X. Musk fordert Meta-CEO und Threads-Betreiber Mark Zuckerberg zu einem Cage-Fight heraus, am 10. Juli 2023 ergänzt er: „I propose a literal dick measuring contest 📏“
  • August 2023: Nature-Studie: Forscher:innen ziehen sich von Twitter zurück; 46% der kommunizierenden Forschenden sind lauf Umfrage bereits zu anderen Diensten gewechselt. (Quelle) X baut temporär beim Aufrufen von Links zu liberalen Medien wie NYT und Konkurrenzdiensten technische Ladeverzögerungen von zweieinhalb Sekunden ein. (Quelle)
  • September 2023: Elon Musk macht jüdische Organisation für Einnahmeverluste verantwortlich. (Quelle) Bei einer Vergleichsanalyse zur Bekämpfung von Klima-Desinformationen schneidet X am schlechtesten ab. (Quelle)
  • Am 26.09.2023 wurde ein EU-Bericht (Newsguard) zu Missinformation in Social Media veröffentlicht. Fazit: Bei X ist es am schlimmsten. (Quelle) EU-Kommissarin Věra Jourová sagte bei der Vorstellung in Bezug auf X: „The Russian state has engaged in the war of ideas to pollute our information space with half truth and lies to create a false image that democracy is no better than autocracy“ … und weiter: „disinformation actors were found to have significantly more followers than their non-disinformation counterparts and tend to have joined the platform more recently than non-disinformation users.

Und nun?

Die Umbenennung hin zu X zeigt: Wer eine so starke Marke aufgibt, hat nicht vor, den Dienst als Kommunikationsplattform zu erhalten. Die monatelange Aufmerksamkeitshype-Welle im Trumpschen Ausmaß („flood the zone with shit“) zeigt, dass die 44 Mrd-Dollar-Investition nur dem Aufbau der Musk‘schen Vision der „everything app“ dient. Das belegen Vorbereitungen, Bezahl-, Anruf- und Videochat-Funktionalitäten in der X-App zu ergänzen. Es ging dabei nie um unsere aktive Twitter-Community. Es gibt kein Twitter mehr. Wir sollten nicht so tun, als sei daran festzuhalten, unsererseits dasselbe Verhalten wie vor einem Jahr. X wird mittelfristig kein Kommunikationsdienst bleiben.

Gleichzeitig machen verschiedene User ganz unterschiedliche Erfahrungen bezüglich einer Veränderung der Reichweite und Interaktion auf Twitter. Manche erreichen dort zwar weniger, aber noch ausreichend viele User. Andere berichteten, dass die Reichweite auf X weitestgehend weg sei. Ich sehe ein massives Verstummen progressiver Stimmen z.B. im Klima-Diskurs (vgl. Reaktionen auf aktuellen Tweet von KIT-Forscher Christian Scharun) und eine überwiegende Reaktionen durch wissenschaftsfeindliche, rechtsextreme und Verschwörungsaccounts. Hier erscheint eine faktenorientierte Gegenrede als reine Zeitverschwendung beschränkter Personalressourcen. Es ist ein bisschen so, als würden wir versuchen, die Welt durch Leserbriefe im „Stürmer“ zu retten, sagte mir ein geschichtsbewusster Forscher kürzlich.

Eine kommentarlose Weiternutzung dieses neuen Dienstes X, der kaum noch etwas gegen Hassrede, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rassismus, Wissenschaftsfeindlichkeit und Falschmeldungen tut, wäre auch eine aktive Entscheidung und eine Botschaft auf der kommunikativen Metaebene.

Meine Folgerung daraus ist, dass ich meinen X-Account zum 01.10.2023 lösche. Ich habe mir ein Archiv meiner alten Tweets runter geladen und danach alle Tweets als gelöscht markiert. Es mag schade erscheinen um 4.100 gesammelte Follower, aber die Reichweite einzelner Postings lag zuletzt eh nur noch im mittleren dreistelligen Bereich. Das einzige, worum es echt schade ist und was ich nicht exportieren konnte, ist meine über Jahre hinweg äußerst liebevoll gepflegte Blockliste mit 3083 stummgeschalteten (Werbe-)Accounts und 1415 blockierten Konten.

Aber die Reichweite

Mit unseren Inhalten auf X unterstützen wir auch einen Dienst, der gerade immer mehr demokratiegefährdende Merkmale einer Diskursplattform entwickelt. Wir sind Zeitzeugen dieser Entwicklung in den vergangenen 11 Monaten. Auf einer neuen Plattform mit solchen Eigenschaften würden wir uns heute nicht neu registrieren. Unter dieser Vorbemerkung sollten wir auch über Reichweite-Argumente nachdenken.

Einige erzielen weiterhin noch Reichweite auf X. Angesichts von bis zu 15 Jahren gesammelter Followings mit teilweise uralten Karteileichen-Accounts müssen wir Alt-Account-Betreibenden uns aber auch ehrlich machen: X ist ein Scheinriese, wenn man nur auf die Followerzahlen guckt. Und Alternativen wie Mastodon erzielen bereits jetzt bei einigen Akteur:innen bessere Interaktionsraten. Die Tagesschau ist nach vier Monaten zufrieden mit Ihrem Mastodon-Start: „Gutes Wachstum. Besseres Klima als auf X, eher Auenland als Mordor. Mehr Interaktionen pro Post, Conversion/Klicks in Relation 4x so gut.“ (Quelle)

Alternativen

In meinem Essay zur Open Social Infrastructure habe ich 2018 versucht zu begründen, warum wir den oben für den Dienst X beschriebenen Problemen wohl nur mittels dezentraler Kommunikationsinfrastrukturen entkommen können. Wir können und sollten gleichwohl neue zentrale Dienste wie Threads von Meta bzw. halboffene Systeme wie Bluesky mit beobachten, die Alternativen darstellen können. Einen positiven gesellschaftlichen Diskurs auch zum Thema Wissenschaft voranzutreiben, lohnt sich aber nach meiner Analyse insbesondere auf dezentralen (Fediverse-) Diensten wie Mastodon. Es existieren bereits zahlreiche Mastodon-Server. Wissenschaftler:innen können z.B. auf die Mastodon-Instanz fediscience.org einen Account einrichten, hier gibt es schon mehr als 2.000 Profile. Lasst uns da weiter machen!

Too long; didn’t read

TL;DR: Twitter ist tot. Wir hatten ein paar gute Jahre dort. Unsere ehemals interessierte Twitter-Community ist größtenteils nicht mehr bei X. X wird umgebaut zu etwas, das kein globaler Chat mehr sein wird. Ein „weiter so“ auf X bedroht die Brand Safety von Marken. Es gibt gute, allerdings noch reichweitenärmere Alternativen. Für mich ist Mastodon ein guter Ersatz.

Quelle

Further viewing/listening/reading: ZDF Magazin royale vom 2.06.2023 und zum Hören „den Vogel abgeschossen“-Podcast (6 Teile). Wenn man nur einen Text zum Thema lesen will, dann diesen. Props und starke Podcast-Hörempfehlung: Haken dran. Danke Dennis, danke Gavin für die Trauerarbeitsbegleitung!

Updates 19.10.2023: Ergänzung weiterer bemerkenswerter Quellen: SMC-Media-Briefing zum Twitter-Exodus vom 17.10.2023

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Quelle: Denkangebot-Podcast

Bürger-Wissenschaftstreff „Kieznerds“ am 14. April 2018 in Berlin-Lankwitz

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn in Lankwitz und im Süden Berlins,

Überblick über alle Kieznerds-Veranstaltungen
Überblick über alle Kieznerds-Veranstaltungen

wir laden Sie am Samstag, 14. April 2018 ein zu einem BürgerInnen-Wissenschaftstreff in Berlin-Lankwitz. Im Maria-Rimkus-Haus an der Gallwitzallee können Sie zwischen 15 und 17 Uhr drei WissenschaftlerInnen treffen, um sie über ihre Forschung auszufragen und mit ihnen zu diskutieren. Es geht um die Themen: Erforschung anderer Planeten (insbesondere des Mars‘) sowie Elektronen-Teilchenbeschleuniger, also was die Welt im Innersten zusammen hält.

Diese einmalige Veranstaltung findet im Rahmen der Initiative „Kieznerds“ statt. Dabei bieten Forschende allen Interessierten in vielen Berliner Bezirken einen Dialog über ihre wissenschaftliche Arbeit auf Augenhöhe an. In anderen Städten finden an diesem Tag weltweit Märsche für die Wissenschaft statt. In Berlin, wo zum March for Science vergangenes Jahr 11.000 Teilnehmer*innen kamen, gibt es die dezentralen Gesprächsrunden mit Anwohner*innen in den Wohnkiezen. Eine Übersicht bietet die Kieznerds-Webseite.

Kieznerds.de
Kieznerds.de

In Lankwitz freuen sich auf den Austausch mit Ihnen diese drei Kieznerds:

  • Dr. Stefanie Musiol: Die Geophysikerin arbeitet an der Freien Universität Berlin in Lankwitz mit Bilddaten der Raumsonde Mars Express und hat über Vulkane auf dem Mars promoviert.
  • Heike Balthasar: Die Geographin arbeitet an der Freien Universität Berlin in Lankwitz im Bereich Wissenschaftsmanagement für planetare Missionen. Beide Wissenschaftlerinnen engagieren sich gemeinsam dafür, die Bild- und Filmprodukte der Marsoberfläche, die aus Kameradaten der Raumsonde Mars Express erstellt wurden, in der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
  • Dr. Thorsten Kamps: Der Physiker denkt an einem einem großen deutschen Forschungslabor in Berlin über die nächste Generation von Elektronenbeschleunigern nach.

Organisation und Kontakt: Henning Krause (01714785471, mail@henningkrause.com)

 

Über die Kieznerds Lankwitz („Abstract“)

Alle 25 Kieznerds-Treffen in Berlin/Potsdam
Alle 25 Kieznerds-Treffen in Berlin/Potsdam

Haben Sie eine Frage oder einen Kommentar zu unseren Forschungsthemen? Kommen Sie vorbei – wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen! Der Eintritt ist frei. Bei diesem BürgerInnen-Wissenschaftstreff handelt es sich – da diese Veranstaltung zum ersten Mal und nur einmalig statt findet – um ein ehrenamtlich organisiertes „Experiment“.

Fragestellung: Kann ein dezentraler, ehrenamtlicher Wissenschafts-Bürgerdialog auf Augenhöhe gelingen?

Kiez-Labor / Treffpunkt: Maria-Rimkus-Haus, Gallwitzallee 53, 12249 Berlin-Lankwitz (Bus M82, Havensteinstraße) am Gemeindepark Lankwitz

Experiment-Laufzeit: Samstag, 14. April 2018, 15 bis 17 Uhr (ICS, Facebook-Event)

Kosten: Eintritt frei.

Rückfragen und Kontakt vor Ort: Henning Krause (01714785471, mail@henningkrause.com)

 

Forschungsthemen der Kieznerds Lankwitz: Marsvulkane, planetare Missionen und Teilchenbeschleuniger

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Kulturflatrate geplatzt – tschüss Flattr

Entgegen dem oberflächlichen Gejammer über eine angebliche Kostenloskultur im Internet gibt es im Netz seit Jahren durchaus Communities, in denen Menschen bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Nicht nur per Zwang, sondern freiwillig. Blog-LeserInnen und Podcast-Hörende unterstützen die MacherInnen durch freiwillige Spenden, um ihre Wertschätzung und Dankbarkeit für die Produkte und die Tätigkeit der Kreativen auszudrücken sowie einen Fortbestand des Blogs oder des Podcasts zu sichern.

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Neben Paypal und Kontoüberweisungen war ein verbreitetes System für die Organisation des Geldflusses flattr. Bei dem Dienst zahlt man als Benutzer monatlich einen festen Betrag ein, z.B. 10 Euro. Die Kreativen bauen automatisiert anklickbare flattr-buttons in ihre Podcast- und Blogwebseiten ein. Und der spendenwillige Nutzer klickt auf alle flattr-Buttons, die er in diesem Monat unterstützen will. Ab Monatsende werden die 10 Euro gleichmäßig auf alle angeklickten flattr-Buttons verteilt. Bei 20 Klicks erhält also jeder Kreative 50 Cent. Das funktionierte auch seit 2010 ganz okay. Ich selbst bin seit Ende Mai 2010 dabei und habe meinen Monatsbeitrag kontinuierlich auf zuletzt 25 Euro pro Monat gesteigert. So habe ich in den knapp sechs Jahren etwa 1200 Euro verflattred.

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Flattr ist selbstgemachte Kulturflatrate.

Das war für mich immer das Schöne an Flattr. So habe ich den Dienst gerne anderen empfohlen. Man hat als Konsument ein gutes Gefühl. Die Lieblingsbloggerin hat die wirtschaftliche Möglichkeit, das Blog weiterzubetreiben. Und für einige Kreative lief das mit den Spendeneinnahmen auch echt gut.

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Doch leider geht flattr seit einiger Zeit den Bach runter. Das hat sowohl externe Gründe, da manche Diensteanbieter Mechanismen abgestellt haben, die ein automatisches flattern von Inhalten ermöglichten. Viel gewichtiger sind aber die flatter-internen Gründe: Die Plattform war länger nicht erreichbar. Der Wechsel interner technischer Infrastrukturen dauert sehr, sehr lange. Und zuletzt haben die Macher einen Webseiten-Relaunch hingelegt, den man nur als Katastrophe bezeichnen kann. Kreative bekamen keine Monatsabrechnungen mehr, die sie für die Umsatzsteuervoranmeldung dringend brauchten. Und auch den Nutzern wurde viele Webseiten-Features weggenommen, wie etwa die Möglichkeit nachzusehen, ob man einen Inhalt bereits (im Vormonat) geflatterd hat oder nicht.

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Flattr ist damit für mich leider unbenutzbar geworden. Kaputtgerelauncht. Ich werde dort Ende dieses Monats aussteigen. Ich bedauere das sehr! Gleichzeitig möchte ich auf die Spenden für Inhaltsproduzierende nicht verzichten. Die momentan angesagteste Alternative ist Patreon. Auch hier kann man Kreative unterstützen – allerdings mit einem festen Geldbetrag – entweder pro Monat oder pro veröffentlichter Content-Einheit (ein Blogpost, ein YouTube-Video, eine Podcast-Episode). Hier ist man sich also im Gegensatz zu Flattr nicht im Vorhinein darüber im Klaren, welchen Betrag man pro Monat ausgibt. Dafür sind die Spendeneinnahmen für die Kreativen besser planbar. Und auch hier gibt es schon beeindruckende Unterstützungen.

Der Nachteil: Patreon hat in der jungen Vergangenheit schon bewiesen, dass sie es mit der Sicherheit ihrer Nutzerdaten nicht so genau nehmen. Und man macht sich schon wieder von einem Drittanbieter abhängig, der es morgen auch verbocken kann. Am sichersten und transaktionskostenfrei sind also weiterhin Direktüberweisungen auf Spendenkonten der Kreativen. Aber das ist wohl eher etwas für die Großen Content-Produzenten wie Netzpolitik.org. Ich versuche es jetzt jedenfalls erstmal mit Patreon.

BSWK-Fahrt in den Mai: Ringbahn again

 

Ringbahn again! Fahrt in den Mai. Tolles Logo von Katja Machill
Ringbahn again! Fahrt in den Mai. Tolles Logo von Katja Machill

Am letzten Mittwoch im Monat trifft sich nach alter Väter und Mütter Sitte der Berliner Stammtisch Wissenschaftskommunikation 2.0 (BSWK). Der nächste Termin ist somit am 30. April 2014. Anstatt beziehungsweise vor einem Tanz in den Mai wollen wir genau wie im September 2013 und nochmal in der Ringbahn treffen und über Wissenschaftskommunikation unterhalten. Es gibt dieses Mal kein festes Thema – insofern sind Themenvorschläge sehr willkommen!

Wir treffen uns pünktlich um 19.00 Uhr am Ostkreuz auf der Mitte des Gleises der S42, das ist die Ringbahn, die entgegen dem Uhrzeigersinn – am Ostkreuz also nach Norden – fährt. Proviant bitte selbst mitbringen (wobei ich niemals dazu aufrufen würde, Speisen oder Getränke im ÖPNV zu konsumieren). Um Pünktlichkeit wird gebeten, denn wir starten schon bald im hintersten Wagen der S42, gemäß unserem BSWK-Fahrplan:

19.16 Ostkreuz
19.32 Gesundbrunnen
19.48 Westkreuz
20.01 Südkreuz
20.16 Ostkreuz usw.

Ihr benötigt dafür ein Tagesticket AB (6,70 Euro), da Einzeltickets keine Rundfahrten erlauben. Spätere Zustiege an Unterwegsbahnhöfen sind natürlich möglich. Wir sind im hintersten Wagen. Für kurzfristige Absprachen empfiehlt sich das Twitter-Hashtag , da spontan eingeschobene Raucher- und Toilettenpausen spätestens ab Beginn der zweiten Runde möglich und wahrscheinlich sind.

Warum wir das in Ringbahn statt in einer Kneipe machen? Weil wir’s können natürlich und weil’s lustig wird. Es geht uns ja inhaltlich um den Blick über den Tellerrand und neue Ideen für die Wissenschaftskommunikation. Der nächste ortsfeste BSWK (auch für etwas weniger Experimentierfreudige) folgt dann am 28. Mai 2014 – jeweils am letzten Mittwoch im Monat.

Zusagen gerne hier oder im Facebook-Termin.

WDR5-Radiogewinnspiel: Die Zentren der Macht

WDR 5 veranstaltet ab morgen ein Gewinnspiel unter dem Titel Zentren der Macht. Darin geht es um Hintergründe aus Berlin, Washington und Moskau. Mitspieler müssen im Morgenecho (zwischen 6 und 9 Uhr) ein Radiorätsel lösen oder ein Bilderrätsel auf WDR5.de lösen. Zu gewinnen gibt es per Losentscheid Reisen in die drei Machtzentren inklusive Programm und Führungen mit den ARD-Korrespondenten. Klingt spannend. Hier kann man sich anmelden.