SciCamp-Ideen: Interaktion, Bubbles, Podcasts und ScienceIntruder-Meme

Am 19. und 20. Februar 2013 baten wir unsere Follower kreativ zu sein und Fußballweisheiten und -sprüche sowie Redewendungen in die wissenschaftliche Welt zu transferieren. Geboren waren die #Wissenschaftswendungen und die #Fussballwissenschaft. Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben!

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Pad zum 2. SciCamp

An diesem Wochenende findet in Berlin das dritte SciCamp von Wissenschaft im Dialog statt. Was ein solches Barcamp zum Thema Wissenschaft ist, hat Matthias Fromm die Tage schön erklärt (zusammen mit einer schönen „traut Euch, Wissenschaft zu kommunizieren“-Aufforderung). Ich werde auch an diesem SciCamp zum Thema „Wissenschaft im Netz“ teilnehmen und schreibe hier mal einige Session-Ideen für das SciCamp auf, über die ich mich gerne mit den anderen Teilnehmenden austauschen würde:

  1.  Weg vom Begriff „Zielgruppe“: Es geht bei der Wissenschaftskommunikation um einen gesellschaftlichen Diskurs. Der kann keine Einbahnstraßenkommunikation mehr sein, sondern nur ein Dialog – nicht nur im Web 2.0. Es geht um Interaktion. Lasst uns in „Interaktionsgruppen“ denken und über sie reden.
  2. Egal ob mit Events, in der Medienkommunikation, der klassischen Online- oder der Social Media-Kommunikation – special interest-Kommunikation, wie es die Wissenschaftskommunikation in meiner Wahrnehmung ist, redet leider meist mit den „ohnehin schon katholischen“. Ich würde mich gerne darüber austauschen, welche Chancen uns das Netz bietet, diese Blase derjenigen, die schon von der gesellschaftlichen Relevanz der Wissenschaft überzeugt sind, zu verlassen, um mit noch mehr Menschen in den Dialog über Wissenschaft einzutreten.
  3. Im Feld der Wissenschaftspodcast geht aus meiner Sicht noch sehr viel mehr. Audio-Podcasts zum Thema Forschung können Informationen, Wissenschaftsbegeisterung und Menschen sehr gut rüberbringen. Einige Beispiele solcher Produktionen (nicht nur zur Wissenschaft) habe ich unter „Podroll“ in der rechten Spalte dieses Blogs verlinkt. Aber hier ist noch Platz für mehr neue Formate. Diese Idee würde ich gerne breiter diskutieren.
  4. Lasst uns mal über Meme reden, Meme für die Wissenschaft.

Die ersten drei Themenideen lasse ich in dieser Kurzbeschreibung so stehen, die letzte möchte ich etwas ausführen. Ich habe dazu auch einen Workshop für das diesjährige Forum Wissenschaftskommunikation eingereicht.

Zur Unterscheidung: Virales (Wissenschafts)-Video, aber kein Mem: Der großartige LHC-Rap

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=j50ZssEojtM&w=640&h=360]

Video: alpinekat

ScienceIntruder: Meme für die Wissenschaft

Meme sind die „running gags“ des Internets. Im Gegensatz zu einem viralen Inhalt, der sich im Netz unverändert weiterverbreitet (Beispiel das Original-Musikvideo „Gangnam Stlye“ – in Deutschlang gesperrt), zeichnen sich Meme dadurch aus, dass Internetnutzer sie leicht abgewandelt wiederholen. Populäre Beispiele sind die selbstgedrehten „Gangnam Style„- und „Harlem Shake„-Videos. Klassischerweise entstehen Meme ungeplant aus der Community heraus. Wenn sie einschlagen, erzielen sie eine extrem große Reichweite z.B. auf Facebook oder Youtube. Ich würde gerne diskutieren, ob und wenn ja wie Meme für die Wissenschaftskommunikation genutzt werden können. Die Motivation dazu ist es, Menschen innerhalb der ZielInteraktionsgruppe „allgemeine Öffentlichkeit“ zu erreichen, die sich ansonsten nicht speziell für Wissenschaft interessieren. Im Idealfall könnte die Wissenschaft so in Interaktion mit solchen Social Media-Nutzer kommen – einer ansonsten unerreichten Zielgruppe.

Beispiele: Weigel Style, ESTEC Shake, Fußballwissenschaft

Es gibt natürlich schon Beispiele, in denen Meme im Wissenschaftskontext umgesetzt wurden. Z.B. griffen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen den Gangnam Style auf und produzierten ihre eigenen eigenen Weigel Style:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=FOMOR_RjZWs&w=640&h=360]

Video: George Wang.

Ein anderes schönes Beispiel ist der „NASA Johnson Style“ von Mitarbeitenden des Johnson Space Centers in Houston. Darin tritt u.a. auch Astronaut Mike Massimino auf, der ja auch schon zu Gast in der Big Bang Theory war (nächstes SciCamp-Thema: Wissenschaft in die Popkultur!).

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=2Sar5WT76kE&w=640&h=360]

Video: ReelNASA.

Auch das Harlem Shake-Phänomen wurde im Raumfahrt-Kontext umgesetzt – und zwar von Mitarbeitenden des ESA-Standorts ESTEC in Holland, an dem u.a. in großen Laboren die europäischen Satelliten vor ihrem Start auf großen Rütteltischen durchgeschüttelt werden. Schlauerweise meckerte die ESA die Produzenten ob dieser Labor-Zweckentfremdung nicht an, sondern ludt das Video in ihren Youtube-Kanal hoch.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=cpeCBL6cLJ4&w=640&h=360]

Video: ESA.

Als Wissenschaftsorganisation kann man solche Dinge aus meiner Sicht zwar nicht planen oder top-down verordnen, aber man kann eine Atmosphäre schaffen, in der solche bottum-up entstehenden Ideen gefördert werden. Neben Videos können sich Meme aber auch ganz anders verbreiten – zum Beispiel über Hashtags, etwa auf Twitter. Ein wissenschaftsbezogenes Beispiel habe ich hier im Blog schonmal dargestellt – die Fußballwissenschaft. Dabei habe ich für Helmholtz Fußball-Sprüche auf die Wissenschaft umgemünzt – und unsere Follower stiegen ein.

 

ScienceIntruder und Epic Science Battles of History

Ein weiteres schönes Thema in diesem Kontext ist Auto-Tune. Die Wissenschaft hat damit spätestens seit der „Symphony of Science – We Are All Connected“ ja auch schon Erfahrung:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=XGK84Poeynk&w=640&h=360]

Video: melodysheep.

Aber auch hier geht noch mehr, wie das gänzlich unwissenschafte Beispiel des „Bed Intruders“ zeigt. Ich lasse mal diese Abfolge der Videos in ihrer Entstehungsgeschichte für sich sprechen:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=EzNhaLUT520&w=640&h=360]

Video: CrazyLaughAction

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=VKsVSBhSwJg&w=640&h=360]

Video: schmoyoho

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=HKraf32VU6M&w=640&h=360]

Video: Vektormusic

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=TsKS-WmjQmw&w=640&h=360]

Video: ShowtimeWeb

Was ich gerne mal enstehen sähe, ist ein sich im Wissenschaftskontext analog ausbreitendes Mem – so eine Art „ScienceIntruder“ – also ohne die kriminelle Hintergrundstory natürlich!

Zum Schluss noch der Hinweis auf das „Epic Battles of History„-Mem. Dabei duellieren sich jeweils zwei Personen der Weltgeschichte aus ganz unterschiedlichen Zeiten, Kontinenten oder Kontexten zu einem Thema – und zwar in einem Rap-Song. Dabei tritt dann z.B. Steve Jobs gegen Bill Gates an oder Darth Vader gegen Adolf Hitler (BTW: Wer es noch nicht kennt, möge sich bei knowyourmeme.com über das ebenfalls unwissenschaftliche aber großartige „Hitler reacts„-Mem schlau machen). Im Kontext Wissenschaft ist das Epic Battle zwischen Albert Einstein und Stephen Hawking sehr sehenswert:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zn7-fVtT16k&w=640&h=360]

Video: nicepeter

Auch in dieser Richtung geht noch viel mehr für die Wissenschaft. Ich freue mich auf den Austausch auf dem SciCamp – vielleicht ja auch zu diesem Thema.

Update 3. Juni 2013: Auf dem SciCamp gab es zu diesem Thema viele weitere gute Hinweise: I fucking love Science (Hintergründe), PDFtribute, Chemical reaction gifs, die Video-Projekte von Brady Haran und Petrischalen-Shake.

2 Gedanken zu „SciCamp-Ideen: Interaktion, Bubbles, Podcasts und ScienceIntruder-Meme“

  1. Lieber Henning, ein toller Blogbeitrag, vielen Dank für die Zusammenstellung. Ich habe zwei Anmerkungen:
    1.) Virale Meme entstehen meist durch Einzelne, die kreativ sind und sich trauen. In der professionellen Wissenschaftskommunikation sitzt uns die Leitung im Nacken, wir haben Scheren im Kopf und können und dürfen daher nicht so kommunizieren. Es braucht eine sehr offene Kultur, die in vielen Wissenschaftsbereichen so nicht da ist, es gibt eben Hierarchien und ein Kontrollbedürfnis. Der LHC-Rap ist genial, auch weil der Text richtig gut ist. Geschrieben, von einer jungen Wissenschaftsjournalistin, die inzwischen beim New Scientist arbeitet und recht unabhöngig agiert und natürlich richtig gut ist.
    2.) Dein zweiter Punkt: Selbst mit den sehr nett gemachten Formaten glaube ich, dass wir nur mit den „Katholischen “ kommunizieren. Wer kommt zur Langen Nacht? Wer liest unsere FB-Posts? Wer schaut die kleinen Videos? Wir denken immer wieder auch darüber nach, wie wir mehr Leute, insbesondere Schüler, erreichen können. Wenn Euch dazu was Neues einfällt, bin ich ganz neugierig!

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