Kulturflatrate geplatzt – tschüss Flattr

Entgegen dem oberflächlichen Gejammer über eine angebliche Kostenloskultur im Internet gibt es im Netz seit Jahren durchaus Communities, in denen Menschen bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Nicht nur per Zwang, sondern freiwillig. Blog-LeserInnen und Podcast-Hörende unterstützen die MacherInnen durch freiwillige Spenden, um ihre Wertschätzung und Dankbarkeit für die Produkte und die Tätigkeit der Kreativen auszudrücken sowie einen Fortbestand des Blogs oder des Podcasts zu sichern.

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Neben Paypal und Kontoüberweisungen war ein verbreitetes System für die Organisation des Geldflusses flattr. Bei dem Dienst zahlt man als Benutzer monatlich einen festen Betrag ein, z.B. 10 Euro. Die Kreativen bauen automatisiert anklickbare flattr-buttons in ihre Podcast- und Blogwebseiten ein. Und der spendenwillige Nutzer klickt auf alle flattr-Buttons, die er in diesem Monat unterstützen will. Ab Monatsende werden die 10 Euro gleichmäßig auf alle angeklickten flattr-Buttons verteilt. Bei 20 Klicks erhält also jeder Kreative 50 Cent. Das funktionierte auch seit 2010 ganz okay. Ich selbst bin seit Ende Mai 2010 dabei und habe meinen Monatsbeitrag kontinuierlich auf zuletzt 25 Euro pro Monat gesteigert. So habe ich in den knapp sechs Jahren etwa 1200 Euro verflattred.

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Flattr ist selbstgemachte Kulturflatrate.

Das war für mich immer das Schöne an Flattr. So habe ich den Dienst gerne anderen empfohlen. Man hat als Konsument ein gutes Gefühl. Die Lieblingsbloggerin hat die wirtschaftliche Möglichkeit, das Blog weiterzubetreiben. Und für einige Kreative lief das mit den Spendeneinnahmen auch echt gut.

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Doch leider geht flattr seit einiger Zeit den Bach runter. Das hat sowohl externe Gründe, da manche Diensteanbieter Mechanismen abgestellt haben, die ein automatisches flattern von Inhalten ermöglichten. Viel gewichtiger sind aber die flatter-internen Gründe: Die Plattform war länger nicht erreichbar. Der Wechsel interner technischer Infrastrukturen dauert sehr, sehr lange. Und zuletzt haben die Macher einen Webseiten-Relaunch hingelegt, den man nur als Katastrophe bezeichnen kann. Kreative bekamen keine Monatsabrechnungen mehr, die sie für die Umsatzsteuervoranmeldung dringend brauchten. Und auch den Nutzern wurde viele Webseiten-Features weggenommen, wie etwa die Möglichkeit nachzusehen, ob man einen Inhalt bereits (im Vormonat) geflatterd hat oder nicht.

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Flattr ist damit für mich leider unbenutzbar geworden. Kaputtgerelauncht. Ich werde dort Ende dieses Monats aussteigen. Ich bedauere das sehr! Gleichzeitig möchte ich auf die Spenden für Inhaltsproduzierende nicht verzichten. Die momentan angesagteste Alternative ist Patreon. Auch hier kann man Kreative unterstützen – allerdings mit einem festen Geldbetrag – entweder pro Monat oder pro veröffentlichter Content-Einheit (ein Blogpost, ein YouTube-Video, eine Podcast-Episode). Hier ist man sich also im Gegensatz zu Flattr nicht im Vorhinein darüber im Klaren, welchen Betrag man pro Monat ausgibt. Dafür sind die Spendeneinnahmen für die Kreativen besser planbar. Und auch hier gibt es schon beeindruckende Unterstützungen.

Der Nachteil: Patreon hat in der jungen Vergangenheit schon bewiesen, dass sie es mit der Sicherheit ihrer Nutzerdaten nicht so genau nehmen. Und man macht sich schon wieder von einem Drittanbieter abhängig, der es morgen auch verbocken kann. Am sichersten und transaktionskostenfrei sind also weiterhin Direktüberweisungen auf Spendenkonten der Kreativen. Aber das ist wohl eher etwas für die Großen Content-Produzenten wie Netzpolitik.org. Ich versuche es jetzt jedenfalls erstmal mit Patreon.

2 Gedanken zu „Kulturflatrate geplatzt – tschüss Flattr“

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